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MI | 11.04.2012
Universität Graz (Bild: UniGraz)
CHRONIK
Uni Graz sucht von Nazis gestohlene Bücher
Mit Beginn des neuen Semesters begeben sich Wissenschaftler der Uni Graz auf Provenienzforschung: Eigentümer von Büchern, die in der NS-Zeit geraubt wurden, sollen ausgeforscht und die Bücher rückausgefolgt werden.
Europaweite Plünderungen
Nach dem Anschluss 1938 wurden viele Bücher und andere Publikationen der jüdischen Bevölkerung und auch anderen politisch Verfolgten abgenommen. Geplündert wurden sowohl öffentliche als auch private Archive, Bibliotheken und Buchhandlungen.

Die in von den Nazis besetzten Gebieten in ganz Europa geraubten Werke wurden dann in die eigens dafür gegründete Bücherverwertungsstelle in Wien gebracht.
Alte Bücher (Bild: birgitH/pixelio.de)
Untersuchungszeitraum von 1938 bis 1955.
Unklar, wie viele geraubte Bücher in Graz sind
Von Wien aus wurden die widerrechtlich erlangten Werke an verschiedenste Institutionen verteilt - so auch nach Graz. Wie viele geraubte Bücher sich derzeit im Besitz der Universitätsbibliothek (UB) befinden, ist jedoch unklar.

"Während des Krieges kamen die Bücher in den Bestand der UB, wurden aber aufgrund von akutem Arbeitskräftemangel erst viel später inventarisiert, sodass die Herkunft der Werke nur schwer rückverfolgt werden kann", sagt Erich Renhart, Leiter der Abteilung für Sondersammlungen der UB.
Stempel oder Widmungen lassen Rückschlüsse auf Eigentümer zu.
Stempel als Rückschluss auf Eigentümer
Zwei Jahre sind für die Ausforschung der Erben der rechtmäßigen Eigentümer eingeplant. Die Wissenschaftler Markus Lenhart und Birgit Scholz erhoffen sich aufgrund von Namenseintragungen, Stempeln oder Widmungen Rückschlüsse auf die wahren Eigentümer zu finden.
UB forscht rechtmäßige Erben aus (Bild: Paul Golla/pixelio.de)
Aufarbeitung des dunklen Kapitels
Katharina Bergmann-Pfleger legte mit ihrer Dissertation "Geschichte der Universitätsbibliothek Graz 1938-45" den Grundstock für die ab dem Wintersemester beginnende zweijährige Forschungsarbeit: Sie fand 4.000 Publikationen mit fragwürdiger Herkunft. Vorrangiges Ziel der Forschung sind die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Geschichte und die Restitution der Publikationen.
Kunstrückgabegesetz 2009 (in der aktuellen Fassung BGBl I 117/2009).
Gesetzliche Rückgabepflicht
Graz folgt mit der Provenienzforschung den Universitäten in Wien, Salzburg und Klagenfurt, denn seit dem Kunstrückgabegesetz 2009 sind auch Bibliotheken zur gesetzlichen Rückgabe von von Nazis gestohlenen Werken verpflichtet.
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