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MI | 11.04.2012
Wolfgang Zanger (Bild: ORF)
FPÖ-Politiker Zanger
"Gute Seiten am Nationalsozialismus"
Der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Wolfgang Zanger hat seine Aussage, wonach es am Nationalsozialismus auch "gute Seiten" gegeben habe, relativiert.
In einer Aussendung versucht Zanger jetzt zu relativieren: Er sei kein Verharmloser einer Verbrecherideologie und stehe völlig auf dem Boden von Demokratie und Rechtstaatlichkeit. Er habe "keinesfalls die nationalsozialistische Ideologie in irgendeiner Form verharmlosen oder gutheißen wollen", so Zanger.
"Der Führer gab den Menschen Hoffnung"
"Natürlich hat es gute Seiten am Nationalsozialismus gegeben, nur die hören wir heute alle nicht mehr. Alle lechzten nach Beschäftigung, nach ein bisschen Hoffnung, und als dann der Führer gekommen ist, der dann angefangen hat mit verschiedenen Bauideen, oder Straßenbau - die Autobahnen sind damals entstanden - das hat den Leuten Hoffnung gegeben. Und ich glaube schon, dass in so einer Situation, wo man wirklich ganz unten ist, die Leute dieses alles dankbar aufnehmen", so Zanger in der ORF-Sendung "Report".
Der Corpsstudent aus Knittelfeld berief sich dabei auf eine Schilderung einer "Dame aus Deutschland", er selbst sei noch nicht auf der Welt gewesen.
"Es gibt oft eine andere Wahrheit"
Und auf die Frage ob Österreich 1945 befreit wurde, meinte Zanger im "Report": "Quasi befreit worden. In Wahrheit waren wir ab 1945 besetzt durch die Besatzungsmächte, die heißen ja auch so. Ich glaube, dass es so wie oft auch eine andere Wahrheit geben kann."
"Keine Gedanken an Anschluss"
Für ihn sei Österreich ein "Staat, unser Volk das österreichische Volk mit deutscher Herkunft. Ich selbst bin Steirer". Er habe jedenfalls "keine Gedanken an Anschluss", so Zanger.
Zanger verteidigt Säbelgefechte
Auch die Säbelgefechte schlagender Burschenschaften, die häufig mit Verletzungen enden, verteidigte Zanger im "Report". Es sei interessant zu beobachten, wie sich der junge Mensch über diesen "inneren Schweinhund", den er zu überwinden hat, hinwegsetzen könne.
Strache: Distanzierung zur NS-Ideologie
Ein Interview mit FPÖ-Chef Heinz Christian Strache zu Zangers Aussagen kam bisher nicht zustande. In einer Aussendung teilte er allerdings mit, dass die Kritik an Zanger ein Versuch sei, einem Mitglied des FPÖ-Parlamentsklubs die lupenreine demokratische Gesinnung abzusprechen.
Die klare Verurteilung des Nationalsozialismus stehe für die FPÖ völlig außer Frage. Zanger habe lediglich die Sicht einer Zeitzeugin wiedergegeben, heißt es in der Aussendung.
Stadler: "Dazu sage ich nichts"
Der FPÖ-Abgeordnete Ewald Stadler sagt zu Zangers Aussage: "Dazu sage ich gar nichts, und das ist das Beste, was ich dazu tun kann". Ob Zangers Aussage Folgen für ihn habe werde, müsse der Parteiobmann entscheiden, so Stadler.
FPÖ-Mandatar Gudenus musste gehen
Zuletzt musste der ehemalige FPÖ-Mandatar John Gudenus, nachdem er die Existenz von Gaskammern während des NS-Regimes relativiert hatte, auf Druck seiner Partei das Bundesratsmandat zurücklegen. Er legte auch die FPÖ-Mitgliedschaft zurück.
Keine Stellungnahme von Kurzmann
Der steirische FPÖ-Obmann Gerhard Kurzmann wollte gar keine Stellungnahme abgeben: Er kenne die Aussagen Zangers nicht und wollte sich das Zanger-Interview auch nicht vorspielen lassen. Wenn die Aussagen problematisch seien, müsse man parteiintern darüber reden, so Kurzmann.
SPÖ, ÖVP, Grüne, BZÖ fordern Rücktritt
Aus der SPÖ, der ÖVP, von den Grünen und vom BZÖ kommen Rücktrittsaufforderungen an Zanger. ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka bezeichnet die Aussagen als skandalös.
Zugleich wirft er SPÖ und Grünen vor, sie würden mit NS-Verharmlosern zusammenarbeiten - gemeint ist der Beschluss der Untersuchungsausschüsse im Parlament.
SPÖ-Geschäftsführer Norbert Darabos und der Grün-Abgeordnete Karl Öllinger sprechen von Scheinheiligkeit. Die ÖVP sei doch jahrelang mit Leuten dieser Gesinnung in einer Regierung gesessen.
Sozialistische Jugend will Anzeige erstatten
Die sozialistische Jugend will Anzeige gegen Zanger wegen NS-Verharmlosung erstatten.
Die steirische SPÖ-Geschäftsführerin Elke Edlinger wirft Wolfgang Zanger vor allem vor, er schüre Aggression und Gewalt, indem er Säbelduelle von Burschenschaften verherrlicht habe. Damit würden Eltern und Lehrer verhöhnt, die sich bemühen, etwas gegen Gewaltbereitschaft von Jugendlichen zu tun.
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